Wie die Zeit rasend schnell vergeht. Vor einem Jahr, am 27.10.2017, saßen die Mitglieder aufgeregt, aber entschlossen zusammen und zündeten die 1. Raketenstufe mit der Vereinsgründung des fit4rolli. Und diese katapultierte uns in so kurzer Zeit in für uns unvorstellbare Höhen. Ein Jahr später dürfen wir rückblickend feststellen, dass der Plan und Zeitpunkt perfekt waren, der Zusammenhalt groß, das Engagement grenzenlos, dass jede Idee einschlug wie eine Bombe und alles was wir anpackten ein riesiger Erfolg wurde. Alle sind mächtig stolz auf das Erreichte und umso motivierter für die Zukunft.
Pünktlich zum Jubiläum zündete der fit4rolli e.V. nun die 2. Raketenstufe. Denn der fit4rolli möchte nicht nur ein inklusiver Sportverein sein, bei dem Rollifahrer und Fußgänger gemeinsam Spaß am Rollstuhlbasketball haben. Nein, wir wollen uns auch für Barrierefreiheit einsetzen und lautstark auf die Probleme aufmerksam machen! Für unsere Mitglieder und gleichzeitig für all diejenigen, die tagtäglich mit kleinen und großen Hindernissen kämpfen müssen, nicht gehört und nicht berücksichtigt werden. Jede Barriere stellt ein Hindernis dar, steht für Ausgrenzung, Fremdbestimmung und Diskriminierung. Barrieren sind vielfältig und individuell, so wie jeder Mensch individuell ist. Für Fußgänger stellen Stufen selbstverständlich keine Barrieren dar (obwohl jeder von uns bestimmt schon mal die ein oder andere hoch oder runter stolperte). Je nach körperlicher Verfassung und Hilfsmitteln kann dies auch auf Rollstuhlfahrer und immobile Menschen zutreffen, oder eben nicht! Es lassen sich auch nicht alle Barrieren beseitigen, aber jedes Hindernis weniger ist bereits ein Erfolg. Jede physische Barriere erzeugt gleichzeitig auch eine psychische Barriere, denn sie kann einem die Selbstbestimmung nehmen und jemanden ausschließen. Sind wirklich alle herzlich willkommen, wenn am Eingang eine Stufe vorhanden ist? Bestimmt ist in den meisten Fällen auch wirklich jeder herzlich willkommen und gern gesehen, aber es wurde bei der Umsetzung sicher nicht an jeden gedacht!
Ein gutes Beispiel und Stein des Anstoßes für den fit4rolli e.V. ist und war der Dorfladen in Burgpreppach. Ein Laden füreinander und miteinander, ein Treffpunkt für Jung und Alt mitten im Dorf, ein kleiner schöner Laden im sanierten Altbau mit fairen Preisen und (über-)regionalen Produkten. Gut besucht, mit hilfsbereitem und engagiertem Personal und jeder ist dort herzlich willkommen. Ein fast perfektes Vorbild für andere Dörfer.
Übersehen wurde jedoch die Stufe am Eingang. Für die meisten kein oder nur sehr kleines Hindernis, für einige Mitglieder aber unüberwindbar. Und somit nicht nur für unsere Mitglieder. Wie schaut es mit der alternden Bevölkerung aus, die auf Rollatoren angewiesen ist, diesen nicht mehr anheben kann oder das schwere Kassengestell schieben muss? Wie schaut es mit Eltern aus, die die Tür öffnen und gleichzeitig den Kinderwagen hochziehen müssen? Ja, hier gibt es immer eine helfende Hand, aber der Betroffene steht zunächst vor einer geschlossenen Tür mit einer kleinen aber (un-)überwindbaren Barriere und fühlt sich eben nicht willkommen, sondern ausgegrenzt. Das ist der erste Eindruck! Und der erste Eindruck ist oft der, der für die Zukunft entscheidet.
Und in diesem Fall hätte es sich so einfach lösen lassen! Nicht erst ein Jahr nach Eröffnung, nicht erst nach unserer Aktion, unabhängig von Denkmalschutz, geplanten infrastrukturellen Maßnahmen oder der durchgeführten Gebäudesanierung. Bereits beim Umbau zum Dorfladen hätte die, eh angeschlagene, Stufe durch eine abgeflachte keilförmige Variante ersetzt werden können oder eingeplant werden können. Bis zur Umsetzung hätte ein günstiges Provisorium aus Holz, Alu, Legosteinen oder jedem anderen Material ausgereicht, um mit der Eröffnung alle Bürger herzlich willkommen zu heißen.
So trafen sich also am Samstag die Vereinsmitglieder, Unterstützer, Presse, Besitzer und der Bürgermeister vor dem Dorfladen zur Aktion Barrierefrei. Nach der Ansprache des Bürgermeisters stellte sich dieser noch unseren Fragen. Die Antworten mochten nicht immer oder bei jedem ganz überzeugen – im Gegensatz zur praktischen Veranschaulichung durch Ferdl. Er demonstrierte mit seinem individuell auf seine Bedürfnisse zugeschnittenen Rollstuhl, dass es doch nicht so einfach scheint, wie manch einer es sich vorstellt. Durch die angebrachten sicherheitsrelevanten Stützräder kann der Rollstuhl nicht ausreichend gekippt werden um die Stufe zu erklimmen. Auch eine Hilfskraft kommt hier an ihre Grenzen, denn der Rollstuhl müsste samt Nutzer hochgehoben werden. Eine Rampe oder Schräge brächte hier Abhilfe um ganz selbstständig den Laden betreten zu können. Das mitgebrachte, nicht ganz passende Beispiel einer mobilen Auffahrrampe wurde, nennen wir es mal in einer Kurzschluss-Reaktion, vom Bürgermeister umgehend abgekauft. Eine günstigere und einfachere Konstruktion hätte sicher auch ihren Dienst getan, aber na gut. Nun konnten alle Beteiligten den Dorfladen erkunden, der durch seinen großzügigen Schnitt viel Platz für Rollstühle, Kinderwägen oder Rollatoren bietet. Im dazugehörigen Bürgertreff konnten wir nun bei Kaffee und leckerem Kuchen gemeinsam unser 1-Jähriges feiern.
Danke an alle Teilnehmer der Aktion Barrierefrei und bis bald im Dorfladen Burgpreppach.
Danke an alle Mitglieder. Auf die nächsten Jahre mit vielen weiteren Aktionen, Highlights und ganz wichtig mit euch!
Euer fit4rolli e.V.
Update 09.11.2018: Unter Presse sind die Online und Zeitungsartikel zu der Aktion zu finden.